Sternschnuppengeflüster ○ Sofie Cramer

"Sternschnuppengeflüster" von Sofie Cramer ist ein Jugendbuch, das sich auf sympathische und moderne Weise, den Problemen und Gedanken, der heutigen Jugend annimmt. Erschienen 2018 im Carlsen-Verlag.

3 Mädchen. Leni, Amelie und Paula. 

Leni, die mit ihren abgeknabberten Nägeln, ihren dünnen Fusselhaaren und ihrer Figur, alles andere als zufrieden ist. Dann kommt auch noch ihr Schwarm Nick nach den Sommerferien in ihre Klasse. Wie soll sie das alles nur überleben... Amelie, die aus reichem Elternhaus stammt und der es an Materiellem, an nichts fehlt. Doch ihre Welt gerät  ins wanken und droht auseinander zu brechen, als sie ein Gespräch ihrer Eltern belauscht... Dann ist da noch Paula. Ihr größter Wunsch ist es Schauspielerin zu werden. Laut ihrer Lehrerin hat sie sogar Talent. Wären da nicht ihre Eltern, die ihr einen Strich durch die Rechnung machen....

3 junge Mädels, die unterschiedlicher nicht sein könnten und doch verbindet sie eine Sache. Die geheimnisvolle App "Sternschnuppengeflüster". Durch diese, sich ihrer aller Leben, bald verändern wird.

Noch bevor man die erste Seite aufschlägt, macht einem das sehr ansprechend gestaltete Hardcover neugierig auf mehr. Beim genaueren Hinsehen, entdeckt man kleine Details, die schon das Hauptthema des Buches in wundervoll, liebenswerter Weise darstellen. Es gibt schon einen kurzen bildlichen Einblick auf das, was einen erwartet. Dies lässt sich aber erst nach einem ersten Lesen des Buches erkennen. Ansonsten ist die farbliche Abstimmung und die Gestaltung sehr gut gewählt. Die kleinen Sternchen sind sogar foliert und leuchten je nach Lichteinfall bunt. Der Einband wirkt dadurch sehr hochwertig und bewegt  einen doch direkt dazu, nach diesem Buch zu zugreifen. Einfach weil es von Außen so ansprechend aussieht. 

Die Zielgruppe des Buches kristallisiert sich schon nach dem Lesen der ersten Seiten heraus. Durch ihren sehr modernen Stil und den jugendlichen Sprachgebrauch, begibt sich Sofie Cramer auf Augenhöhe mit dem jungen Publikum. Das Einfügen von Chatverläufen in den fließenden Text, geht mit dem Zeitgeist und spiegelt die Art der Kommunikation, der heutigen Zeit wider. Die Identifikation der Jugendlichen mit der Geschichte und ihrem eigenen Leben wird so gut miteinander verknüpft. Ebenfalls trägt auch das Hauptmedium die App „Sternschnuppengeflüster“, durch die sich alle Wünsche erfüllen sollen, dazu bei und ist ein taktisch gut gewähltes Mittel. Es zeigt wiederum die Moderne dieses Romans. Die Widerkennung der Teenager in der Geschichte selbst, hat Sofia Cramer mit vielen Details sehr aufmerksam und somit erfolgreich gestaltet. Die Sprach- und Denkweise in diesem Werk tut ihr übriges dazu. Die Autorin schildert für Jugendliche in sehr ansprechenden Art und Weise die wichtigen Themen eines Teenies. Die Sorgen und Ängste , die für Erwachsene eher lapidar erscheinen, sind für unsere drei Hauptdarstellerinnen von höchster Bedeutung und ihr gesamter Tagesablauf wird durch sie bestimmt. Gerade dieser Stil ist für einen Erwachsenen am Anfang etwas befremdlich, doch hat man sich erstmal durch die ersten Seiten gelesen, wird die Handlung doch noch recht amüsant und griffig. Sie ist nicht unbedingt flach erzählt, eher ist der Altersunterschied bei mir als Leser etwas zu weit von dem Teenager sein entfernt. Die Interessen und das Verständnis liegen dementsprechend etwas auseinander. Was den ganzen Roman, aber sicherlich für die jungen Leser,  sehr lesenswert macht. ´Gerade in der Charaktere von Leni, die sich selbst als "Pummeline" bezeichnet, wird klar, wie stark sich Kinder schon über die perfekten Körpermaße und das Aussehen definieren und wie traurig es doch ist, dass sie voller Selbstzweifel sind und sich nicht so lieben und akzeptieren können, was sie eigentlich sind. Nämlich etwas ganz Besonderes. Jeder einzelne für sich. Es ist schade, dass das eigene Ich in den Hintergrund rückt. Ist man doch zu besessen,sich mit anderen zu vergleichen. 

Möglicherweise ist dieses gesellschaftliche Klischee des Perfektsein-müssens auch der Grund dafür, dass der Charakter von Leni im Gegensatz zu den anderen beiden Mädchen, Paula und Amelie,    inhaltlich zu überwiegen scheint. Sofie Cramer hat gegebenenfalls gerade sie so präsent dargestellt,  weil doch schon ein bedenklich großer Teil der Jugendlichen, sich als zu dick, zu hässlich und überhaupt, nicht perfekt genug, für diese doch so perfekt propagierte Welt, in den Medien empfindet. 

Aber gerade der Wandel der Person Leni lässt hoffen und projeziert somit das Gefühl zum Ende hin, dass doch eigentlich nur die Inneren Werte zählen. Mit einem tollen Zitat von der kleine Prinz wird dies im Roman nochmals untermauert: „Das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar". Diese Message (um in der Jugendsprache zu bleiben ;-) ) ist Sofie Cramer sehr gut gelungen. 

Die weitere Intention der Autorin an ihr junges Publikum, zeigt sich sehr gut durch die App " Sternschnuppengeflüster". Ist es nicht sie , die den jungen Mädchen, in immer wiederkehrenden Botschaften transportiert, dass egal wie aussichtslos eine Situation auch ist oder der jeweilige Wunsch der Mädchen, wenn man an eine Sache glaubt, kann man alles schaffen und was auch projeziert wird: erst durch Freunde sind auch die aussichtslosesten Situation einfacher zu überwinden. Und auch, wenn die Wünsche nicht erfüllt werden, bleibt doch das Wichtigste. Nämlich die Mitmenschen, die für einen da sind, die einen lieben und die einen verstehen. Vllt gerade in der heutigen Zeit ein sehr wichtiger Punkt. Viel zu viel tritt der Konsum, der Markenwahnsinn und das „mit-nichts-zufrieden-sein“ in den Vordergrund. Dabei braucht es doch nur so wenig, um wirklich glücklich zu sein. Die Intention scheint mir gut platziert, um den Kindern zu zeigen, egal wie du aussiehst, egal ob du dick, dünn oder ... bist. Du bist  wertvoll. Jegliches Materielle ist kaum wichtiger als die Dinge, die uns wirklich glücklich machen. Unsere Freunde, Familie und Mitmenschen. Die Jugendlichen sollen gezeigt bekommen, dass sie keine Angst vor der Zukunft haben sollen. Denn ,wenn man sich auf das Wesentliche konzentriert und dankbar dafür ist, was man hat, wird sich immer wieder eine neue Tür mit einer neuen Chance öffnen. 

Ingesamt ist „Sternschnuppengeflüster“ durch den modernen Schreibstil und die immer wieder farblich hervorgehobenen Chatverläufe sehr gut und flüssig zu lesen. Es ist übersichtlich und verständlich geschrieben. Auch ist die Story, aus dem Leben der drei Mädchen, dicht an der Realität und man empfindet es nicht als weit darhergeholt.  Obwohl doch die ein oder andere Stellen etwas, die Frage aufwirft, wäre es wirklich so? Zum Beispiel würden die, zum einen, sehr um ihre  Kinder besorgten Eltern, diese wirklich alleine in eine größere Stadt fahren lassen? Für mehrer Tage ? Oder ist es sinnvoll, dem jungen lesenden Publikum darzustellen, dass sie ihren Eltern ihr wahres Reiseziel verschweigen und in Wirklichkeit woanders übernachten können? Eine ganz andere Stadt? Sicherlich gehört dies in dem Roman einfach zu dem Plan der gewitzten Mädchen, trotzdem sehe ich dieses „Schwindeln“ doch als etwas kritisch an. 

Als Fazit: Nach dem für mich etwas holprig Start. Alleine geschuldet durch den eher sehr befremdlichen jugendlichen Sprachgebrauch und Stil, bekommt die Handlung doch noch Hand und Fuß. Durch das gesamte Werk zieht sich Witz und Humor, was ihm eine gewisse Frische verleid.

Insgesamt ist es ein gutes Buch, dass sich genau mit den Themen aus dem Leben junger Teenager befasst. Und auch eine ganz wichtige Message an die junge Leserschaft weitergibt. 

Teils witzig, teils spannend, autentisch und einfach süß. Der richtige Stoff für ein paar Stunden Lesevergnügen für Jugendlichen. 

Wer neugierig geworden ist und mehr erfahren möchte, einfach beim Carlsen-Verlag direkt nachschauen. Dort findet ihr auch eine Leseprobe und noch weitere tolle Bücher.